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16.09.2022 Parking Day Jena

    Parking DayAktionstag für eine sozial-ökologische Mobilitätswende

    Zum zweiten Mal veranstaltete das Aktionsbündnis Klima und Umwelt Jena am Freitag – dem internationalen Parking Day – einen Aktionstag für eine sozial-ökologische Mobilitätswende. Diesmal lag der Fokus der Demonstration auf dem Ausbau der Osttangente.

    Platz für Menschen statt Autos

    Verschiedene Klima- und Umweltgruppen aus Jena verwandelten den östlichen Löbdergraben in einen Platz für Menschen statt für Autos. Einen Nachmittag lang konnte dort Musik gehört, Tischtennis gespielt und künstlerisch eine Stadt für Menschen gestaltet werden. Es gab Kaffee und gerettetes Essen sowie Platz, um sich gemütlich hinzusetzen und ins Gespräch zu kommen. „Am Parking Day werden überall auf der Welt Parkplätze umgewandelt, um zu zeigen, wie viel Platz es in der Stadt gäbe, wenn nicht überall Autos stehen würden“, so Luise Loob vom Aktionsbündnis Klima und Umwelt. „Auch wir haben hier auf der Straße parkplatzgroße Abschnitte markiert, die die einzelnen Gruppen individuell gestalten konnten.“ Mit dieser Aktionsform wird darauf aufmerksam gemacht, dass Autos circa 23 Stunden am Tag im geparkten Zustand verbringen und dadurch bis zu 10 % des gesamten Platzes in Städten einnehmen.

    Verkehrswende statt Osttangente

    Auch der Ort der Demonstration war nicht zufällig gewählt. Sie fand bewusst auf dem östlichen Löbdergraben statt. Damit wurde auf das Projekt „Osttangente“ hingewiesen, bei dem die Bundesstraße 88 von der Paradiesbrücke ausgehend, am Eisenbahndamm entlang, über die Angerkreuzung bis zur Käthe-Kollwitz-Straße/Feuerwehr auf vier Spuren ausgebaut werden soll. Ziel sind die Verkehrsberuhigung des östlichen Löbdergrabens sowie ein flüssigerer Verkehr auf diesem Teilstück vor allem im Berufsverkehr.

    „Die Osttangente ist aber aus mehreren Gründen der falsche Ansatz“, so Pascal Zillmann von der Initiative „Verkehrswende statt Osttangente“. Sie widerspreche nicht nur dem vom Stadtrat beschlossenen Ziel, dass Jena bis 2035 eine klimaneutrale Stadt werden soll. Auch könne sie das Problem „Stau“ langfristig nicht lösen, da mehr und breitere Straßen stets mehr Verkehr erzeugen. „Und dann stehen wir letztendlich wieder vor denselben Problemen wie heute.“

    Zudem werde das Projekt über 30 Millionen Euro kosten. Selbst der von der Stadt zu tragende Anteil nach Abzug von Fördergeldern sei immer noch ein zweistelliger Millionenbetrag. „Dabei benötigen wir das Geld viel dringender für andere Projekte. Angesichts des Klimawandels brauchen wir zum Beispiel unbedingt mehr Stadtgrün, damit es in der Stadt nicht mehr so heiß ist und der Boden mehr Wasser aufnehmen kann. Aber auch für Schulen, Kindergärten und Spielplätze braucht die Stadt Geld. Und Jena hat nicht viel davon“, führt Pascal Zillmann weiter aus.

    Deshalb fordert die Initiative die Stadt auf, Ihre Planungen noch einmal zu überdenken. Um die Innenstadt insgesamt attraktiver zu machen, muss statt einer teuren Straße ein ganzheitliches Mobilitätskonzept her, das auch auf einen leistungsfähigen Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV setzt. Zur Erreichung der von der Stadt verabschiedeten Klimaziele müssen außerdem Maßnahmen entwickelt werden, die den Autoverkehr drastisch reduzieren. Eine neue Straße tut dies nicht.

    www.osttangente-jena.de

    Bürgerinitiative Unsere KarLi gestaltet Parklücken um

    In der Karl-Liebknecht-Straße fand zeitgleich zur Veranstaltung am Löbdergraben zum dritten Mal ein Straßenfest statt. Dafür hatte die Bürgerinitiative „Unsere KarLi“ vier Parkflächen von der Stadt absperren lassen und mit Dingen befüllt, die das Leben schöner machen: kleine Sitzecken, Sofas, Tische, Pflanzen, Kleider. Dazu gab es selbstgebackenen Kuchen, Kaffee und Tee. Ein besonderes Highlight war in diesem Jahr – neben dem Eisfahrrad von Jan Freitag – ein Klavier in einer der Parklücken. Es stand zur freien Verfügung und durfte ausprobiert werden. Es war ein Fest für alle, bei dem man sich begegnen und ins Gespräch kommen konnte.

    Die Vision der Bürgerinitiative ist es einmal im Jahr in allen Stadtvierteln solche dezentrale Parking-Days zu organisieren, die die Anwohner*innen selbst gestalten. Insgesamt war es ein schöner Aktionstag, der zeigte, wie viel Platz und Freiraum die Stadt Jena bieten könnte, wenn sie mehr auf Menschen und weniger auf Autos ausgerichtet wäre.